Es ist ein überaus interessanter Zugang, eine Biografie mit den Wohnwelten eines Menschen zu verknüpfen. Noch dazu wenn es um jemanden geht, dessen Image mit viel Kitsch und Glorie dank zahlreicher Sissy-Filme verankert scheint, dessen Realität aber weit davon abweicht.
Allen Filmenthusiasten sollte man „Sisis Wohnwelten“ unter den Weihnachtsbaum legen. Das Bild, das Alfons Schweiggert faszinierend zeichnet, ist das Mosaik eines Menschen, der reiste, um zu entfliehen. Und der nur an wenigen Orten so etwas wie Heimat empfand. Getrieben vom Hofzeremoniell, der Schwiegermutter und nicht zuletzt vom Ehemann, zog die Kaiserin eine Spur, die von Madeira bis Korfu, von Paris bis Amsterdam, vom Tegernsee bis Bad Ischl reichte und sich in Schlössern, Schiffskajüten, Kuranstalten, Hotels und einfachen Landhäusern abspielte.
Wir hatten Glück: das Salzkammergut, dort wo alles begann, war einer der wenigen Orte, wo sich ihre Majestät wohlfühlte. Die landschaftliche Nähe zu ihrer Heimat, der Jainzen als „Zauberberg“ direkt im eigenen Garten, die Kaiservilla und ihr kleines Marmorschlössl, hier fand die ständig Eilende doch Momente der Ruhe und Zufriedenheit. Bad Ischl war auch jener Ort von dem aus Sisi am 15. Juli 1898 zu ihrer letzten Reise aufbrach …
Schweiggerts reich illustriertes Buch ist nicht nur Dokument eines Wohn- und Seelenlebens, es ist auch ein Stück interessant geschriebener Zeitgeschichte. Aber Achtung: es macht große Lust auf’s Nachreisen. Wer sich darauf einlässt, wird danach bestimmt ein anderer sein.
Buch-Tipp: Alfons Schweiggert – Sisis Wohnwelten: Traumschlösser, Seelenorte und Fluchtburgen der Kaiserin von Österreich. Allitera-Verlag, 208 Seiten, € 30,80