Ich gebe zu, mit Franz Winters Band „Sommerfrische. Hugo von Hofmannsthal, eine Auflösung“ aus dem Braumüller-Verlag habe ich mich schwer getan. Bin Woche für Woche freitags damit nach Ischl gereist und Sonntagabend zurück an den Attersee. Heute war die Zeit endlich reif, es nicht nur an- sondern auch durchzulesen.
Eine Begegnung, die beginnt, wie sie endet: mit dem Tod. Dazwischen verwebt Franz Winters Spurensuche Textzitate von Hofmannsthal mit biografischen Details, lässt die Schauplätze durch bekannte Häuser im Ausseerland wandern und nebenbei die Salzburger Festspiele entstehen. Die handelnden Personen sind bekannt. Max Reinhardt darf hier genauso wenig fehlen wie Financier Camillo Castiglioni. Hin und wieder möchte man in Winters Sätzen einfach ein paar Worte streichen. Sie gekonnt entkleiden, damit der Text wirken kann. Denn da und dort ist er stark und zeigt vor, was das Buch sein hätte können. Dann legt man es aber wieder aus der Hand, als gelte es zu flüchten.
Tief bewegt lässt einen der kurze Brief Hofmannsthal zu Ende des Buches wenige Stunden nach dem frühen Freitod seines Sohnes zurück. „Es liegt etwas unendlich Trauriges und unendlich Nobles in der Art wie das arme Kind aus dem Leben gegangen ist“, schreibt er an einen Freund. „Er konnte sich nie mitteilen. Auch sein Weggehen war schweigend.“ Einen Tag später sollte der Dichter selbst – am Weg zum Begräbnis des Sohnes – vom Schlag getroffen dahinscheiden.
- Buch-Tipp: Franz Winter: „Sommerfrische. Hugo von Hofmannsthal, eine Auflösung.“ Braumüller-Verlag 2015, 90 Seiten