Für diesen phänomenalen Blick muss man gar nicht weit gehen: der Jainzen, mitten in Bad Ischl und direkt am Gelände der Kaiservilla. Ein Berg, der irgendwie immer zu niedrig für eine ordentliche Tour ist, aber dann immer zu hoch, wenn man eine unangestrengte Wanderung gehen will. Umrundet habe ich ihn schon mehrmals, auch wegen des malerisch-beschaulichen Jainzentales mit der alten Gebirgsbauernschule, die herrlich entrückt nichts davon preisgibt, was sich auf der anderen Seite des Jainzens befindet.
Heute nun war es soweit. Die Windprognose hatte die angepeilte Schneeschuhwanderung am Krippenstein schon in der Früh vermiest. Dann musste die Nichte auch noch den offiziellen Vorstellungstermin ihres Augensternes aus Bayern krankheitsbedingt absagen. Da stand plötzlich die Alternative massiv und direkt vorm Auge und schon schlüpften wir in die Bergschuhe und fuhren ins Jainzental, wo beim Einstieg zum Aufstieg auf den „Zauberberg“ – kurz vor der alten Schule in der scharfen Linkskurve – ausreichend Parkmöglichkeiten vorhanden sind.
Der Jainzen, das wussten wir natürlich schon vorher, war Sisis Zauberberg, auf den sie sich flüchtete und den sie auch in poetischen Zeilen verdichtete. Und bald fanden wir im Rest eines Schneefeldes mit Hand das Wort „Elisabeth“ samt Herz eingeschrieben. Generationen später ein Verehrer dachte ich, das hat schon etwas von einem Zauber.
Beim Einstieg in den Rundwanderweg zeigt eine Tafel nach links auf den Jainzenberg 50 Min. und rechs 1 Std., wir haben uns für die längere Variante entschieden, die sich zuerst lange und harmlos den Berg fast eben entlangwindet dann aber plötzlich an Höhe gewinnt und schließlich – fast alpin – steil in die Höhe steigt. Während ich mich – aufgrund einer Verkühlung etwas angeschlagen – hinaufplagte dachte ich unentwegt an Sisis fersenlange Haare und wie sie diese für ihre vielzähligen Bergtouren kunstvoll zusammengebunden haben muss, um nicht noch mehr ins Schwitzen zu kommen.
Der eigentliche Zauber wartete aber bei der Aussichtsterrasse kurz unterhalb des bewaldeten Gipfels. Der am Fels sitzende Nadelbaum, der in ein paar Jahren die Aussicht ordentlich schmälern wird, wartete festlich in lila geschmückt mit kunstvoll aus Nespresso-Kapseln gefertigten Sternen auf das herantröpfelnde Wandervolk. In Kontrast mit dem phänomenalen Blick über Bad Ischl Richtung Dachstein (leider wolkenverhangen) und Richtung Wolfgangsee ein absolutes Highlight der Weihnachtstage.
Beglückt gingen wir den Rundweg weiter, auf der schattigen Seite sogar mit Schnee verziert. Über die Wanderstöcke, die der Ehemann vorsorglich für mich mitgetragen hatte, war ich auch erfreut.
Rundwanderweg Jainzenberg, Bad Ischl
Dauer: 1 Std 40 Min.
Länge: 3,9 km
Höhenmeter: 277
Parkmöglichkeit: Jainzental, direkt beim Einstieg oder zu Fuß von Ischl über den Doppelblick leicht erreichbar
Schweißtreibend, phänomenaler Ausblick, 1 Christbaum