Zum Schluss geht dann immer alles ganz schnell. Monatelang recherchiert man, konzipiert, führt Gespräche, dreht seine Runden. Komprimiert, fotografiert und versucht, den Überblick zu bewahren. Schließlich ist das Manuskript fertig, werden Dinge überprüft und angesichts der Fülle wieder aussortiert.
Dann gehts an die Abwicklung mit der Verlagsgentur und die Korrekturläufe mit der Grafik. Ein Corona bedingtes Verschieben der Buchpräsentation zeichnet sich frühzeitig ab, die Druckereien stehen aber trotzdem nicht still und plötzlich lässt ein morgendliches SMS des Buchhändlers meines Vertrauens kurz die Luft anhalten: „Bad Ischl ist eingetroffen“ schreibt er. Dann liegt er da: 224 Seiten stark und irgendwie auch schwergewichtig über ein Lebensjahr gezogen. Vermutlich lasse ich ihn deshalb die erste Woche einmal einigermaßen unberührt am Esstisch liegen …
Seit 2015 lebe ich nicht nur am Attersee, sondern auch in Ischl und bin im letzten Jahr tief in die Ischler Historie eingetaucht. Hab Cur-Listen und Biografien gelesen, auch das Testament von Dr. Wirer, dem Begründer der Kurstadt, studiert. Hausfassaden sind mir lebende Geschichte geworden, Jahreszahlen haben sich tief eingeprägt. Die Entwicklung der Stadt lässt sich in klare Schwerpunkte verdichten: Salz, Holz, Kur, Kaiser und Operette. Bis heute sind sie lebendiger Teil von Ischl geblieben. In unzählig gegangenen Kilometern habe ich noch passende Wege gesucht und Kuriositäten dazu gefunden. Die Recherchen haben mir wundervolle Begegnungen mit einem frappierend offenen Menschenschlag beschert. Mein Herz ist so nach und nach mitgewandert.
„Unglaublich“, sagt der Tourismuschef heute, „dass man aus so einer kleinen Stadt so ein gewichtiges Buch herausholen kann.“ Die vielen Wege seien ein hervorragender Einfall gewesen. Wir sitzen mit vier Meter Abstand in der Trinkhalle. Der Schuster, den ich kurz später aufsuche, will ihn Seite für Seite durcharbeiten und alles entdecken. „Soviel davon kennt man gar nicht, wenn man immer seine gewohnten Wege geht“, sagt er. Ich bin ehrlich berührt. Dass mir erst jüngst ein Dasiger gesagt hat, für mich wäre es Zeit das Autotaferl von VB auf GM zu tauschen, werte ich als höchste Anerkennung überhaupt. Die Diskussion über Erst- und Zweitwohnsitze finde ich ohnehin völlig überholt. Ich bin Europäerin, Österreicherin und im Salzkammergut zuhause. Heimat, das habe ich im letzten Jahr gelernt, kann auch an mehreren Orten sein.
Hier gehts zur Bestellung (Versand über Buchhandlung Weidinger, Seewalchen) des Stadtführers. Danke, dass Sie durch die Bestellung ein regionales Unternehmen aus dem Salzkammergut unterstützen.