„Ischl muss ich sehr loben und da nur mit einem gedroht wird, daß sich halb Wien hier zusammenfindet, so kann ich ruhig sein – mir ist das ganze nicht zuwider,“ schrieb Johannes Brahms anno 1880 an den berühmten Arzt Theodor von Billroth, der sich in St. Gilgen niedergelassen hatte. Brahms war das erste Mal in Ischl, sollte aber viele Jahre wiederkommen. Das von ihm zum berühmtesten Wiegenlied der Welt veredelte Gedicht „Guten Abend, gut Nacht“ war da schon zwölf Jahre alt. Brahms hatte es für den kleinen Hans, Neugeborenen des befreundeten Ehepaares Faber geschrieben und in einem Kuvert übersandt. Uraufgeführt wurde es 1869 durch Clara Schumann, die von Brahms glühend verehrt wurde und der er viele Briefe nach Bad Aussee schrieb.
Letzte Woche nutzte ich das sonnige Spätherbstwetter zu einem Spaziergang zur Leschetitzky-Höhe in Bad Ischl. Ein herrliche Ort! Bänke in alle Himmelsrichtungen laden auf dieser nur wenige Quadratmeter großen Höhe dazu ein, sich in der Gegend zu verlieren. Man kann es dem Ischl-Liebhaber und Klaviervirtuosen Theodor Leschetitzky nachempfinden, dass dies sein Lieblingsplatz war, zumal hier sicher auch noch weniger Häuse standen.
Nachdem ich mich wieder gesammelt hatte blieb mein Blick an einer Johannes Brahms mit folgendem Wortlaut gewidmeten Tafel hängen: „Hier komponierte Johannes Brahms das Lied ‚Guten Abend, gut Nacht‘“. Potzblitz, demnach müsste Brahms seiner Zeit zwölf Jahre voraus gewesen sein …