Unlängst machte ich in St. Gilgen einen Volltreffer. Der Ort war bei mir bis dato mit zwei Erlebnissen abgespeichert, die völlig unterschiedlich, aber durchaus erfreulich waren. Ersteres führt zurück in meine Studienzeit, wo ich ab und an mit einer Freundin an verregneten Sonntag Nachmittagen im Café Nannerl strandete, um das leicht morbide Gesamtkunstwerk aus Interieur, Kuchen, Bewirtung, übergewichtigem Haushund und pensionierten Gästen wie einen Film in mich aufzusaugen.
Zweiteres entstammt meiner Zeit als Kommunikationsmanager eines internationalen Konzernes. Für ein Generalvertretermeeting versammelten wir in St. Gilgen Menschen aus beinahe 50 Nationen und schworen sie im Kino mit unglaublicher Überzeugungskraft auf die neue Produktlinien ein. Ort und Hotels waren quasi gesamt von uns gebucht, die Kunden waren ob der romantischen Salzkammergutkulisse enthusiasmiert.
Bei meinem jüngsten Besuch hat St. Gilgen ein neues Kapitel aufgeschlagen. Die Szenerie offenbart sich in der Nachsaison auf den ersten Blick etwas verschlafen. Doch gleich zu Beginn machte ich eine unglaubliche Entdeckung: Das Angusta-Cafe – die Namensgleichheit zum Angusta-Steakhaus ist beabsichtigt – in der Ischlerstraße ist ein Ort, an dem man bleiben möchte.
Zum Frühstück, Vormittagscafé, der kleinen Feinheit zu Mittag und am besten gleich bis Betriebsschluss um 18 Uhr. Wenn das Wetter passt kann man vom gemütlichen Innenraum auf die Terrasse wechseln und bei der Gelegenheit vom Ständer beim Eingang gleich noch einen wunderbar weichen Kaschmir-Poncho (preisgünstig!) erwerben.
Als Pop-Up Café während des letzten Adventmarkts von Bettina Schimpelsberger-Zanatta eröffnet, hat es sich so schnell in’s Herz seiner einheimischen und touristischen Gäste gegraben, dass an ein Zusperren nicht mehr zu denken war. Auf der anderen Straßenseite der ehemaligen Sommerresidenz Marie von Ebner-Eschenbachs und daneben liegenden International School gelegen, hat das Angusta Cafe den Zahn der Zeit getroffen und spiegelt damit auch die perfekte Verbindung aus gegenüberliegender Tradition und Moderne. Die Einrichtung ist stylisch, aber mit viel Holz sehr gemütlich. Die Qualität des Angebots überzeugt! Einfache Deko-Ideen sind liebevoll und in Handarbeit umgesetzt. Wie die Herzbilder, die Bettinas Mutter selbst erzeugt und die man käuflich, wie allerlei anderen Krimskrams erwerben kann. Ich bin der St. Gilgener Künstlerin Tanja Traussnig zu ewigem Dank verpflichtet, die mich mangels Kaffee in ihrem Atelier an diesen wunderbaren Ort geführt hat.
- Tipp: Angusta Cafe, Ischlerstraße 8, 5340 St. Gilgen, Mittwoch bis Sonntag, 9.00 bis 18.00 Uhr, Tel. +43 664 9301577.
Die Fotos wurden mir dankenswerter Weise von Bettina Schimpelsberger zur Verfügung gestellt.