Zugegeben, 468,946 Meter Höhenmarke am Bahnhof in Ischl sind kein Gipfel. Aber wer das Inhaltsverzeichnis des kleinen, aber überaus feinen Bandes „Das ist doch der Gipfel“ durchblättert, wird schnell auf Alexander von Humboldt stoßen, der einst durchs Salzkammergut zog und bei der Gelegenheit Ischls Höhe vermaß. Seit ich Andrea Wulffs Buch „Alexander von Humbodt und die Erfindung der Natur“ am Weg zum Fitz Roy in Patagonien hörte, fühle ich mich in besonderer Weise verbunden.
Heuer im Frühling standen Humboldts Teneriffa und der Teide am Programm. Kurz vor Corona-Beginn schwenkten wir in der Planung nach Kasachstan, um unsere Nichte bei einem Praktikum zu besuchen. Weder Reise noch Praktikum fanden statt. Dafür lag Andreas Lestis Geschichten von den Bergen der Welt in der Post.
Der deutsche Journalist, der für so renommierte Medien wie die FAZ schreibt und für GEO schonmal durchs Almtal pilgerte, hat im Bergwelten-Verlag ein Buch zur Alpingeschichte geschrieben. 15 skurill-interessante Geschichten führen vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Es sind schrullige Personen, denen man dabei begegnet, Prominente, Abenteurer und feurige Alpinisten. Tief im Innersten hatten sie alle das gleiche Ziel vor Augen: Unmögliches zu vollbringen. Kapitel 3 ist Humboldts Begegnung mit dem Teide in Teneriffa und dem Chimborazo in Ecuador gewidmet. Mit 5.350 Meter galt er damals als höchster Berg der Welt. Weiter geht es mit Goethe, Miss Jemima Morrel, Aleister Crowley, Peter Wörgetter, Sepp Millinger und vielen mehr. Den Schluss hat Lesti wohlgesetzt David Lama gewidmet mit dem er wenige Wochen vor seinem tragischen Tod noch ein Interview geführt hatte. Es ist ein nachdenklich machender Nachruf geworden.
Von Höhen und Tiefen, Forschungsgeist und Wahnsinn, Respekt und Sehnsucht steht auf der Rückseite des Buches geschrieben. Selten hat ein Klappentext so gepasst. Gerne hätte man alle auftretenden Personen in wesentlich längeren Kapiteln begleitet.
Bucht-Tipp: Andreas Lesti: Das ist doch der Gipfel. Geschichten von den Bergen der Welt. Bergwelten-Verlag, 143 Seiten, € 18,00