Goldhaubenfrauen von St. Wolfgang

„Das Kochbuch der Goldhauben-Frauen von St. Wolfgang“, jüngst im Servus Verlag erschienen, macht Lust auf mehr und ist alles andere als „verstaubt“. Aber das sind die Goldhaubenfrauen sowieso nicht. Ganz im Gegenteil. Ihnen verdanken viele Orte einen wichtigen Teil der Brauchtumspflege. Das Gemeinsame schafft Verbindungen und Ideen, daraus wachsen soziale Initiativen. Die Goldhaben sind mit ihrem karitativen Engagement ganz vorne mit dabei. Das durfte ich bei meiner ehrenamtlichen Tätigkeit in der Hospizbewegung Vöcklabruck dankbar immer wieder erfahren.

Die Rezepte in diesem beachtenswerten Kochbuch – der Servus Verlag ist wie immer Garant für feines Design – haben als Basis ehrliche, teilweise auch modern interpretierte Hausmannskost, zeigen aber auch, wo die Reise in den unterschiedlichen Haushalten hingegangen ist: ein Hirsch-Carpaccio mit Birne, Pfefferhonig und Rotweinsenf beispielsweise, zuvor eine Paprikasuppe und danach ein Hagebuttenlikör mit „Hätschibätsch“ von der Postalm. Die Anleitungen von Anna Maria Hänggi, Jägerin, klingen so entspannt, als könnten sich auch Kochneulinge schnell reinfinden.

Gudrun Peter, Rösslwirtin in 5. Generation, deren Vorfahrinnen ebenfalls Goldhaubenfrauen waren, kredenzt Poisson cru, das tahitianische Nationalgericht, und danach Salzburger Nockerl. Statt Thunfisch kommt hier natürlich ein fangfrisches Saiblingsfilet hinein.

Die Jungmädchen Anna & Julia Hinterberger servieren Pancakes und Französischen Toast. Ihnen stickte der Großvater mithilfe befreundeter Goldhaubenmacherinnen eigenhändig die Häubchen, als sie zwei und fünf Jahre alt waren.

Kochbuch St. Wolfgang

Wenn einem beim Blättern durch ein Kochbuch das Wasser im Mund zusammenrinnt und die Rezepte nachkochbar sind, ist das wichtigste schon erreicht.

Das „Kochbuch der Goldhaubenfrauen von St. Wolfgang“ ist aber zweifellos – auch dank der tollen Fotos von Goldhaubenfrau Ursula Bahr – mehr. Es bietet die Möglichkeit auf den unterschiedlichen Tischen Platz zu nehmen und dabei starke Frauen aus einem Ort zu erleben. Selbst die jungen Mädchen strahlen einem entgegen, als würden sie auf eine Begegnung mit der Leserin warten. So hat man das Gefühl, man hat alle ein bisschen kennengelernt. Und wo geht das besser, als beim gemeinsamen Essen!

Buchtipp:

Das Kochbuch der Goldhaubenfrauen. Servus Verlag, € 28,00

Das Kochbuch der Goldhaubenfrauen von St. Wolfgang