Noch, schreibt Andreas Jäger als Titel im Vorwort zu seinem wunderschönen Buch „Die Alpen im Fieber. Die 2-Grad-Grenze für das Klima unserer Zukunft“ haben wir etwas Zeit. Die Rolle der Alpen im Klimawandel, ist eine ganz besondere. „Die Alpen sind das Buch, in das das Klima seine Launen mit den fettesten Lettern geschrieben hat. Kein Wunder, dass die Kapriolen des Klimas, mit seinen Eis- und Warmzeiten, zuerst in den Alpen verstanden wurden: wiederholt füllten sich die Alpentäler mit Eis, und jedwedes Leben wurde die Täler entlang ins Alpenvorland gedrängt, das Gebirgsmassiv für Jahrtausende in einen Winterschlaf unter kilometerdickes Eis gelegt.“
Jedesmal, wenn ich vom Attersee durchs Weißenbachtal nach Bad Ischl fahre, stelle ich es mir vor, wie sich der Traungletscher tief eingegraben und diesen außergewöhnlichen Weg freigefräst hat, an dessen Ende der wunderbare See liegt und etwas höher noch der Egelsee, alles Hinterlassenschaften der letzten Eiszeit. Auch der Schwarzensee und der Wolfgangsee sind Zeugen davon.
Statt in eine neue Eiszeit zu rutschen, wie es nach einer Warmzeit gewohnt ist, katapultieren uns Industrialiserung und CO2-Ausstoß in eine „Heißzeit“, wenn die Politik nicht bereit ist, die Zügel zu straffen und jeder einzelne von uns seinen Fokus der Wegwerfgesellschat auf Nachhaltigkeit legt.
Das Buch von Österreichs vielleicht bekanntesten Meteorologen Jäger führt von der Einzigartigkeit der Klimageschichte über unsere Vergangenheit im Holozän, in dessen behaglichem Klima sich die Menschheit weiterentwickelte bis zur Gegenwart und hinein in die Dringlichkeit der Klimakrise. Wie geht es weiter? Und was können wir alle dafür tun?
Die Erwärmung ist in den Alpen schon heute größer als im globalen Mittel. Vor 40 Jahren begannen die ersten Beschneiungsanlagen, um schneearme Winter abzufedern, heute gibt es 1.500 Speicherseen und mit einem eigenen Schneemanagement versucht man der Klimaerwärmung entgegenzutreten und den Wintertourismus zu retten. Wo aber wird Ende des Jahrhunderts noch Schnee liegen? Je nachdem, wie weit wir gewillt sind, etwas gegen die Erderwärmung zu tun. Schneelöcher unter 1.500 Meter, so Jäger bezugnehmend auf die gegenwärtigen Klimamodelle, werden zu Regenlöchern mutieren, die Skisaison wird weiter oben stattfinden und kürzer sein.
Im letzten Kapitel „Die Welt in unseren Händen“ zeigt Jäger an welchen Stellschrauben wir drehen können und müssen, um dem Schlammassel entgegenzuwirken. Den Klimawandel hat es immer gegeben, aber nicht in der Form, wie wir ihn jetzt erleben.
Dieses interessante Sachbuch ist dank der tollen Grafik von wir sind artisten, auch wirklich gut anzugreifen und schön durchzublättern. Das Lesen wird einem leicht, die Inhalte werden einem schmackhaft gemacht. Wie man es in der Hand hält, möchte man mehr gleich mehr davon haben, um es für Nichten, Neffen, Schwiegerväter und Freunde unter den Weihnachtsbaum zu legen. Ich habe mich von diesem Impuls leiten lassen, Ihr regionaler Buchhändler schickt es Ihnen bestimmt auch gerne zu. Wenn nicht empfehle ich Ihnen meinen: hier ist der direkte Link zum Buch bei Atterbuch.
Buchtipp: Andreas Jäger: die alpen im fieber. Die 2-Grad-Grenze für das Klima unserer Zukunft. Bergwelten Verlag, 256 Seiten, € 32,00