Die Glöckler in Ebensee

„Die Glöckler“, sagte mir der Sporthändler meines Vertrauens in Ischl schon vor Jahren, „sind in Ebensee am schönsten.“ Klar dachte ich, der Mann ist gestandener Ebenseer. Was soll der auch sagen. Etwas stutzig war ich dann schon, weil die außergewöhnlichen Ebensser Lichtbringer seit 2010 auf der Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO stehen.

Die Ischler Glöckler sind mir seit Jahren vertraut, in Gmunden war ich viele Jahre am Rathausplatz zu Gast. Letztes Jahr hat mir Corona einen Strich durch die Ausflugsrechnung nach Ebensee gemacht, immerhin ergab sich spontan die Gelegenheit, eine Miniaturkappe als Lampe zu erwerben.

Heuer war ich mit meiner Familie und Freunden schon frühzeitig zur Stelle, um auch im Rathaus bei den ausgestellten Kappen eine Runde zu drehen und dort mit ein paar Kappenträgern zu reden. Dass von dem Abend am Vortag des Dreikönigstages etwas Besonderes zu erwarten war, spürten wir gleich. Die Kappen sind so kunstvoll ornamental gestaltet, dass wir es gar nicht glauben konnten. Mein Bruder sprach von Lasercuttern, künstlicher Intelligenz und wie schnell das alles aufgezogen wäre. Man muss ihm zugute halten, dass er ständig in seiner Ordination sitzt und die Ebenseer und deren Hang zur handwerklichen Perfektion nicht kennt.

An der Abhaltung dieser Tradition, auch das ganz Ebensee, wird nicht gerüttelt. Vor zwei Jahren wurde aufgrund des starken Regens 80% der Kappen vernichtet, erzählte ein Glöckler bei unserem Gespräch im Rathaus.

Zur letzten Rauhnacht am 5. Jänner

Der Ort am Südende des Traunsees gilt als Zentrum und Ursprung des Glöcklerlaufes, der hier vor etwa 160 Jahren den Ausgang nahm und alljährlich in der letzten Rauhnacht („Feiste Rauhnacht Perchta“) am 5. Jänner um 18 Uhr startet. An die 18 unterschiedliche Passen sind dann bis Mitternacht unterwegs, am Kopf die so kunstvoll über Monate in Heimarbeit gestaltete und von einer Kerze erleuchteten Kappen. Mit ihren Lichtgestalten sollen sie die bösen Geister vertreiben. Das ist ganz ohne Zweifel auch gelungen. Nachwuchssorgen für das vielleicht schönste Brauchtumsfest hier, muss man sich keine Sorgen machen, es laufen schon viele Kinder mit.

Gestärkt von diversen Krapfen, sauren Imbissen und herrlichem Punsch konnten wir uns kaum sattsehen. Nur auf die vielen Absammlerinnen waren wir nicht ausreichend gut vorbereitet. Als uns der letzte Begleiter „Wir nehmen auch Scheine“ entgegenrief, waren wir immer noch spendenwillig, aber selbst diese schon nicht mehr in unseren Geldtaschen zu finden.

Der Name „Glöckler“ kommt übrigens nicht von den umgehängten Glocken, sondern leitet sich vom mittelhochdeutschen klocken (‚anklopfen‘) ab.

Das „Hochamt“ der Glöckler findet zweifelsohne in Ebensee statt.