Im Marmorschlössl in Bad Ischl ist derzeit die Ausstellung „Wir jagen … im Salzkammergut“ zu sehen (bis 31. 10.). Es passt perfekt in Sisis Herzenscottage, sie war eine begeisterte Jägerin, die risikofreudig durch die Wälder rauschte. Der Kaiser selbst bezeichnete das Salzkammergut als „meine Jagd“ und meinte damit Ebensee mit dem Offensee, Langbathsee, Mitterweissenbach, Bad Ischl und das Gebiet um den Attersee. Jagdhäuser – wie jenes am Langbathsee im Bild oben – und Jagdhütten sind bis heute erhalten.
Wer Lust auf zahlreiche Originalfotografien, Tagebuchaufzeichnungen, Menükarten, die Entwicklungsgeschichte der Jagd am Kaiserhof und was davon übrig blieb hat, ist mit dem Buch „Die kaiserliche Jagd“ von Hannes Etzlstorfer und Lelio Colloredo-Mannsfeld hervorragend bedient. Den Autoren ist ein umfassender Bildband im Kral-Verlag geglückt, der zweifelsohne als Standardliteratur in die Geschichte eingehen wird. Dieses Buch ist, egal wie man zu den Habsburgern oder überhaupt zur Jagd steht, geschichtlich und soziokulturell hoch interessant und hat mich fasziniert weiterblättern und weiterlesen lassen.
In zahlreichen Briefzitaten lernt man den Kaiser, der in Ischl Lederhose statt Uniform bevorzugte, auch sehr privat kennen: „Während ich vor Beginn des Triebes aus hygienischen aber nicht sehr dringenden Ursachen hinter meinem Stande verschwunden wart, wechselten auf 30 Schritte von demselben 6 Hirsche vorbei…“ ließ er die Kaiserin am 5. August 1891 wissen. Am 21. November 1892 schrieb er an sie:
„Es ist kälter geworden und so finde ich es eigentlich behaglicher im gut geheizten Zimmer zu sitzen, als auf dem hohen Gemsstande zu frieren. MIt dem Alter wird man faul und theilnamslos!“
Soviel Disziplinlosigkeit hätte man dem Frühaufsteher gar nicht zugetraut. In der Kaiservilla sind bis heute tausende seiner Jagdtrophäen zu sehen.
Seit einigen Jahren steht die Jagd wieder hoch im Kurs, der Erwerb des Jagdscheins hat viele Golfer weiterziehen lassen. Die Magie des Waldes ist authentischer, die Auseinandersetzung mit dem Wild faszinierender, als einen kleinen weißen Ball in ein Loch zu lenken. Die Jagd war damals wie heute auch Spielfeld der Machtpolitik und wirtschaftlicher Netzwerke. Die Habsburger wussten perfekt auf dieser Klaviatur zu spielen. Auch davon ist in diesem Buch zu lesen.
Buchtipp – Hannes Etzlstorfer/Lelio Colloredo-Mannsfeld: „Die kaiserliche Jagd“. Kral-Verlag, 228 Seiten, € 39,90.