Der Kaiserschmarrn gehörte in meiner Kindheit zur Krankenkost. Wenn wir krank waren durften wir uns was wünschen. Bei starkem Fieber waren es meistens Palatschinken, wenn es besser wurde waren es Kaiserschmarrn oder Apfelradln. Das ist im Wesentlichen bis heute so geblieben, nur dass die Wünsche bei einem kochunbegabten Mann meistens im Sand verlaufen.
Über die Entstehung des Kaiserschmarrns gibt es unterschiedlichste Mythen, Historiker gehen davon aus, dass der Wortstamm Casaschmarren war und nichts anders als Hausschmarren bedeutet. Verbrieft ist auf alle Fälle – und das nicht nur in Bad Ischl – dass ihn der Kaiser liebte.
Glaubt man der Ischler Legende, soll er auf der Rettenbachalm entstanden sein. Von einem Gewitter überrascht suchte die kaiserliche Jagdgesellschaft Unterschlupf in einer Hütte. Die anwesende Sennerin bot an, die Gäste mit Palatschinken zu verköstigen. Die wenigen Zutaten Mehl, Eier, Milch und Zucker hätte sie im Haus. Als sie erfuhr, dass der Kaiser unter den Anwesenden sei, erschrak sie so heftig, dass die Palatschinken zerrissen. In ihrer Not versuchte sie, die Situation mit Zucker und Rosinen zu retten.
Diese Geschichte soll sich so ähnlich auch in Bad Goisern zugetragen haben. Der Kaiser ging nahe dem Weißenbach gerne zur Jagd, der Steintisch neben der Chorinskyklause, auf dem er sich stärkte, gibt nach wie vor Zeugnis davon. Gut vorstellbar, dass sie sich in all seinen Jagdrevieren so zugetragen haben könnte. Heute nennt man so etwas „urbaner Mythos“, obwohl urban für die Almen so gar nicht passt.
Jedenfalls sind wir nach den Weihnachtsfeiertagen dort nach einem langen Spaziergang eingekehrt und haben uns mit Fisch verwöhnen lassen. Am Nachbartisch saß ein Kurgast aus Wien. Als ihm der Kaiserschmarrn serviert wurde, bat ich darum, ein Foto machen zu dürfen. „Natürlich“, sagte er, er sei extra deswegen hergekommen. Hier soll doch der Ursprung des Kaiserschmarrns sein. Ich war erstaunt, hatte ich die Zusammenhänge doch erst selbst für den Bad Ischl Stadtführer recherchiert. Woher er das wisse, fragte ich ihn überrascht. „Das steht so in den Kurunterlagen, die am Zimmer liegen.“
Die Rettenbachalm hat übrigens seit September 2019 in neuer, empfehlenswerter Besetzung wieder geöffnet. In Corona-Zeiten kann man natürlich nicht einkehren, aber sich ein Menü von dort liefern lassen. Aktuelle Infos findet man auf der facebook-Seite.
Außerdem: www.rettenbachalm.co.at