Dass Fertighäuser eine Entwicklung der letzten Jahrzehnte sind, ist schlichtweg falsch. In Litzlberg in Seewalchen war eines der ersten Häuser in der Nähe des großen Badeplatzes ein Fertighaus, das von Österreich nach Schweden geliefert worden war. Die beinahe 100 bestellten Häuser wurden wegen Mängel von den Schweden wieder retourgeschickt und hier als B-Ware verkauft. Eines davon steht also am Attersee.
Eines der prominentesten „Fertighäuser“ steht aber in Bad Ischl und ist unter dem schwungvollen Namen „Villa Blumenthal“ bekannt. Es wurde in Berlin gefertigt und bei der Weltausstellung in Chicago 1893 der Öffentlichkeit präsentiert. Unter den Besuchern war auch der Berliner Theaterkritiker und Literaturwissenschafter Oskar („Oscar“) Blumenthal, der von der edlen, mit Türmchen besetzten Edelholzvilla so angetan war, dass er sie vom Fleck weg erwarb, abbauen und verschiffen ließ. 1895 wurde sie als „erstes transkontinentales Fertigteilhaus der Welt“ in Bad Ischl stehend eingeweiht.
Die neue Heimat von Blumenthal erwies sich als überaus fruchtbar, schrieb er dort doch bereits ein Jahr später gemeinsam mit Gustav Kadelburg das Lustspiel „Im weißen Rössl“. Pate dafür stand allerdings das „Weiße Rössl“ in Lauffen, wo Blumenthal oftmals zu Gast und von der Wirtin beeindruckt war. Erst 1930 übernahm Ralph Benatzky die Vorlage für das Berliner Große Schauspielhaus, verpflanzte es an einen nahe gelegenen See und landete mit „Im weißen Rössl am Wolfgangsee“ einen Welthit, der schließlich mit Peter Alexander und Waltraud Haas als Rösslwirtin verfilmt wurde.