Die Faschingsfeiern in unserem Haus sind legendär. Übermorgen findet wieder eine statt, 28 Familienmitglieder sind angemeldet. Sie folgen einem strengen Motto und der Aussicht hemmungslos das Tanzbein zu schwingen. Von „Nutten und Priester“ bis zur „Rocky Horror Picture Show“ war schon alles dabei. Die Aufnahme in das UNESCO Verzeichnes zum „Immateriellen Kulturerbe“ wie der Ausseer Fasching oder der Ebenseer Fetzenzug sind natürlich in keiner Weise angedacht.
Mein Erstkontakt mit dem Ebenseer Fetzenzug erfolgte im jugendlichen Alter von ca. 17 Jahren. Ich kam mit dem Zug – begleitet von meiner Tante – und wurde vom Bahngleis weg von zwei „Fetzen“ entführt. In Lumpen gekleidet, hinter Masken verborgen und mit Clobürsten als Insignien der Faschingszeit bewaffnet hoben sie mich einfach unter den Achseln aus den Angeln und schritten so in das nächste Gasthaus und immer weiter. Meine Tante hatte Mühe hinter uns Schritt zu halten. Daran war nichts Anrühriges sondern purer Spaß. Den Ebenseer Fetzenzug – das war mir sofort klar – muss man einmal erlebt haben. Seit gut 120 Jahren ist der Faschingmontag in Ebensee damit verbrieft.
Noch viel früher, nämlich 1733, gab es in dem Ort am südlichen Ende des Traunsees sogar eine Revolte der Salinenarbeiter, die ihr altes Recht einforderten, den Faschingdienstagnachmittag bei vollem Lohnausgleich zu feiern!
Über den Ursprung des Ebenseer Fetzenzuges gibt es unterschiedliche Vermutungen, Vorbild könnte aber der Ausseer Flinserlfasching gewesen sein. Reich geschmückte, bunte, glitzernde Gestalten ziehen am Faschingdienstag-Nachmittag durch Bad Aussee und warten darauf, dass Kinder ihre Flinserlsprüche abgeben. Sie werden mit Süßigkeiten belohnt. Die wertvollen Kostüme werden übrigens von Generation zu Generation weitergegeben.