Letzte Woche war ich in Wien im Konzerthaus. Mahler stand am Programm und endlich einmal Theodor Currentzis live erleben. Darauf hatte ich mich lange hinfreuen können. Ich habe viele Sommer als Kulturkritikerin des Standards und der OÖN im Salzburger Festspielhaus verbracht, außergewöhnliche Begegnungen sind mir nicht fremd. Unvergessliche waren selten. Im Konzerthaus hat es mich voll erwischt, umgeworfen und in den Bann gezogen. Die Vertonung des Liedzyklus „Des Knaben Wunderhorn“ von Mahler fällt zeitgleich in seine Steinbach am Attersee-Jahre. Nach wenigen Takten sah ich ihn durch das Bergsteigerdorf gehen. Ein Gewitter muss hinterm Höllengebirge aufgezogen sein, das Donnergrollen war deutlich zu hören. Da bog Mahler schon bei seinem Komponierhäuschen um die Ecke, stieg aufs Rad und fuhr zur abendlichen Unterhaltung in den Berghof nach Unterach. In der Musik war alles dicht verwoben.
Wie in Trance verließ ich in der Pause ungern den Saal und kehrte erstaunt über die leergefegte Bühne wieder zurück. Currentzis ließ seine Musica Aeterna die 4. Symphonie im Stehen spielen.
Gewaltig, wie die Gebirgslandschaft durch den Saal fegte.
Die 4. ist größtenteils in Bad Aussee entstanden. Das ganze Universum des Salzkammerguts darin verwoben. Hätte es ihn schon gegeben, hätte Mahler nicht nur das Höllengebirge sondern den ganzen BergeSeenTrail „wegkomponiert“.
Am 5. Juli beginnt heuer das 3. Gustav Mahler Festival in Steinbach am Attersee. Zentral steht die Vertonung „Des Knaben Wunderhorn“. Mit Konzerten, hochkarätigen Diskussionen, Vorträgen, Open Air-Darbietungen und einer musikalischen Erlebniswanderung geht es um Mahler, die literarische Vorlage des „Knaben Wunderhorn“ und die Volkskunst um die Jahrhundertwende. Auch das Rahmenprogramm kann sich sehen lassen. So wird beim Gottesdienst am Sonntag (8.7., 9 Uhr) „Mahler und die Religion“ das Predigtthema sein. Bei so einer umfassenden Betrachtungsweise kann das Genie gut weiterwirken. Gratulation!
Tipp: Gustav-Mahler-Festival – hier gehts zum Programm!