Matthias Claudius schrieb in seinem Gedicht Urians Reise um die Welt: „Wenn einer eine Reise tut, so kann er was erzählen.“ Selten hat mir ein Zitat so gepasst, wie bei Martin Mosers „Hoamatroas. Zu Fuß durch Oberösterreich.“, das Mitte November erschienen ist und überraschend in meinem Postkasten lag. Das reich bebilderte Buch, ich kann es gleich vorwegnehmen, ist mein Highlight des Jahres und sollte in jedem Heimatkundeunterricht als Pflichtlektüre gelten. Martin Moser hat sich in 56 Gehtagen von seinem Elternhaus in Kremsmünster über 1.340 Kilometer und 50.000 Höhenmeter sein ganz persönliches Oberösterreich erwandert und nebenbei noch Spenden für die OÖ. Kinder-Krebs-Hilfe gesammelt. Vom Flachland bis zur Bergspitze, offen Auges und festen Schritts. Auf dem Weg zu Bekanntem, Vergessenem und b’sonderen Leit wie es am Cover heißt. Damit sind die Leitlinien gut beschrieben. Die meisten Höhenmeter – 2.535 – lauerten auf der Strecke Steyrling nach Scharnstein, die längste Etappe ging – mit 32,3 km – von Königswiesen nach Liebenau. Bis er schließlich dort stand, wo man in Oberösterreich zu Fuß dem Himmel nicht mehr näher kommen kann, am Gipfel des Dachsteins.
Das Schöne an dem Buch – neben der ansprechenden grafischen Umsetzung – ist die Mischung aus persönlich Erlebtem, emotional Verwobenem und faktisch Dargestelltem. Denn jede Etappe hat auch für den Bildungshungrigen ein paar Zeilen parat, ein kleiner Exkurs, der die Gegend geprägt hat. Über die Soleleitung zwischen Hallstatt und Ebensee beispielsweise oder die Pfahlbauten in Mondsee. Nur beim allerletzten dieser Einschübe wird der weitwandernde auch Autor persönlich: „Wenn ich in originalen Goiserern auf den Dachstein gegangen wäre, hätte sich mein Schuh vielleicht nicht zerlegt.“ Welche Schuhe er auch immer getragen hat, sie haben trotzdem außerordentlich gut gehalten …
Dieses Buch hat nur einen Fehler: ich hätte es gerne selbst gemacht.
Buchtipp: Martin Moser: Hoamatroas. Zu Fuß durch Oberösterreich. Kral-Verlag, 208 Seiten, € 26,90