Es gibt ausgewiesene Glücksplätze und verborgene Glücksschätze. Wenn eins und zwei zusammenkommen kann ganz Großes daraus werden. Auch wenn der Ort um den es geht, eigentlich ganz klein ist, wie die Kapelle der Barmherzigkeit von Annemarie Windhager. Wer dort hinkommt, fühlt sich in der Unendlichkeit geborgen.
Vom Bau und der Eröffnung der Kapelle hörte ich immer wieder von lieben Freunden, die in der Nachbarschaft in Ried am Wolfgangsee – quasi am Ende der Sackgasse – ein Feriendomizil haben. Interessant, dachte ich mir, da stellt sich heute noch jemand eine Kapelle in den Garten. St. Wolfgang hat natürlich eine lange Pilgertradition.
Doch nichts von dem, was mich dort erwartet hat, war vorauszusehen. Statt eines sakralen Minimundus fand ich mich einem sieben Meter hohen, selbstbewussten Turm mit kühner Architektursprache (sps-Architekten, Simon Speigner) gegenüber. Schindelbedeckt.
Wer eintritt, wird gleichsam von einem Mantel umhüllt, begibt sich in ein Schutzgebiet, – wird eins mit sich und der Welt. 7 steht für die 7 Werke der Barmherzigkeit, das zieht sich durch den ganzen, außergewöhnlichen Bau. An der Decke ein Fenster mit Mond, als gelte es direkt in den Himmel zu schauen.
Annemarie Windhager hat – nach einem Schicksalsschlag – ihr ganzes Herz in dieses Projekt gestellt. Oder vielleicht ihr halbes, ist doch noch so viel davon übrig. Die Glastüre, die bei Licht ein Kreuz ins innere trägt, hat sie selbst gefertigt, alles andere trägt ihre beseelte Handschrift.
Die Kapelle der Barmherzigkeit ist täglich von 9 bis (mindestens) 20 Uhr geöffnet. Aber Achtung: dieser wunderbare Ort ist für berührende Begegnungen geradezu prädestiniert. Manch einer wird sich dort selber finden.
- Tipp: Kapelle der Bamherzigkeit, Ried 36, St. Wolfgang am Wolfgangsee, Haus Seeromantik