Seelensturm - Attersee Krimi

Nun hat er es also wieder getan: nach Seelenfriede (heuer neu aufgelegt) und Seelenblick hat mein Freund und Autor Erich Weidinger den Seelensturm entfacht. Der neue Attersee-Krimi führt bis nach Bad Ischl und ins Weißenbachtal, wo ein literarischer Parforceritt erster Klasse den Täter zum Opfer seiner eigenen Fantasien werden lässt. Es stürmt an allen Ecken und Enden. Und soviel sei verraten: es bleibt nicht die einzige Leiche!

Es ist zweifellos Weidingers bester Krimi bis jetzt – Band vier ist ja schon im Kopf vorhanden. Humorvoll, einfallsreich, dynamisch. Ein Buch, das man ungern zu Ende liest, weil einem der Landpolizist Werner Adler (vormals Zufall) schon so ans Herz gewachsen ist und seine griechische Freundin, deren Sohn er diesmal in Obhut hat. Zusammen mit seiner schrägen Tante Vera und vielen anderen bekannten Figuren wird ein herrlicher Landkrimi draus, der perfekt als Vorlage für eine Verfilmung stehen könnte.

Im Rahmen der „Literatursplitter“ für das Freie Radio Salzkammergut, in dem ich mit Erich über neue Salzkammergut-Bücher sprechen durfte, konnte ich ihm auch zu seinem Buch ein paar Fragen stellen, die hier in etwas gekürzter Form zu lesen sind. Im Radio-Podcast beginnt sein Interview bei Minute 33.

Salzkammergood: Vielleicht sagst du uns gleich einmal, warum deine Bücher so komprimiert sind? Es spielt sich ja immer alles in zwei bis drei Tagen ab.

Erich: Ich möchte, dass in jedem Kapitel was passiert. Wann man das tatsächliche Leben kennt, weiß man, es gibt Tage, da hat man echt viel Stress und weiß gar nicht, was man zuerst tun soll. Das schreibe ich meinem lieben Polizisten Werner Adler zu. Der hat echt einen Stress.

Salzkammergood: Hat er jetzt einen privaten Stress oder Stress im Beruf? Das sind ja zwei Ebenen in deinem Buch, die immer wieder verschachtelt sind.

Erich: Beruflicher Stress und privater Stress gehen sehr oft ineinander finde ich. Der Werner kommt ja von einer Griechenland-Reise mit seiner Freundin und deren Sohn zurück, nur die Freundin hat in Griechenland bleiben müssen, weil sie den Flug gecanceld haben. Das heißt er muss in den Dienst gehen, hat aber die Verantwortung für den 10-jährigen Alexandros. Er bittet dann seine ungewöhnliche Tante Vera auf ihn aufzupassen. Selbst das bereitet ihm einen Riesenstress.

Salzkammergood: Da würde mich jetzt gleich einmal interessieren: für die einzelnen Protagonisten, die uns schon den dritten Band ans Herz wachsen, gibt es da reale Vorbilder oder ist das frei erfunden.

Erich: Es ist alles frei erfunden, nur natürlich kennt man verschiedene Leute.

Jetzt bin ich fast 60 Jahre alt und hab viele Menschen kennengelernt. Ich mische da alles zusammen und konstruiere meine Personen, von denen ich gerne erzählen würde.

Mobiles Tonstudio fürs Freie Radio Salzkammergut
Mobiles Tonstudio fürs Freie Radio Salzkammergut in meinem Büro

Salzkammergood: Wie ist das eigentlich, wenn du mit einem Buch anfängst. Gehst du mit einem fertigen Konzept an den Computer oder fängst du bei einer leeren Seite an und die Geschichte entwickelt sich im Schreibprozess?

Erich: Ich lass die Geschichte heranreifen. Bis ich mich dann hinsetze, weiß ich zumindest in welche Richtung die ersten 3, 4 Kapitel gehen. Die Grundstory steht ein bisserl, ich lass aber wahnsinnig viel beim Schreiben entstehen. Dann passiert es, dass sich eine Person mehr aufdrängt, wie hier der Alexandros. Und ich muss immer viel Recherchieren, in diesem Band geht es ein bisserl um die Post, es geht um das leidige Thema an den Seen im Salzkammergut – die Zweitwohnbesitzer und es geht um die Atterseeüberquerung, ein Riesenevent jedes Jahr, wo ca. 200 Leute rüberschwimmen. Und da passiert halt was.

Salzkammergood: Wie lange brauchst du zum Schreiben für so ein Buch? Du tust ja soviel. Du bist Buchhändler, dann machst du diese tollen Radiosendungen, du bist Autor, hast Büchertische. Wann schreibst du überhaupt und wie lange schreibst du?

Erich: Schreiben kann ich dann, wenn mich meine liebe Frau freispielt. Das tut sie gottseidank sehr oft. Ich schreib wahnsinnig gern im Garten. Da tu ich mir einen Hefen Wasser dazu und einen Kaffee, dann lieb ich es dort zu schreiben, wenn die Vogerl singen. Ich brauche fast ein dreiviertel Jahr, weil ich kein Schnellschreiber bin, ich brauch dann immer wieder meine Pausen, wo das Hirnkastl weiterrennt.

Salzkammergood: Der Landpolizist Werner Adler, ist das jetzt schon ein Freund von dir, der quasi mit dir schon auf der Gartenbank sitzt, oder sind das auch Personen, mit denen du nicht auf einen Kaffee gehen würdest?

Literatursplitter

Erich: Natürlich schreibe ich auch über Leute, mit denen ich auf keinen Kaffee gehen würde, das ist ganz klar. Trotzdem schreibe ich ihnen menschliche Eigenschaften zu. Ich habe zum Beispiel im zweiten Band einen Neonazi, der ein A. ist, aber selbst ihn lasse ich Mensch sein. Der Werner Adler ist schon fast ein Freund von mir. Ich schreibe ihm auch Eigenschaften zu, die ich mitunter gerne hätte. Er ist auch einfach ein bisserl ein Pechvogel und ich muss auch sagen, er tut mir langsam wirklich leid.

Salzkammergood: Danke Erich, für das Gespräch.

Wer das Interview und viele weitere Tipps nachhören möchte:

Buchtipp: Erich Weidinger: „Seelensturm.“ 3. Band der Attersee-Krimi-Reihe. Gmeiner Verlag, 250 Seiten, € 13,00