Es ist fünf Uhr früh, ein paar muntere Jäger warten bereits an der vorderen Stelle zum Kabineneingang, drei Dutzend müde Menschen unterschiedlicher Altersklassen dahinter. Nicht alle sind „ganz“ freiwillig hier.
Nur die sympathische Andrea Schwarzlmüller vom Tourismusverband Obertraun ist – herzhaft lächelnd – schon richtig munter. Um 5.15 Uhr gehts los. Sonnenaufgangsfahrt auf den Krippenstein, das Umsteigen in der Mittelstation bringt etwas Bewegung ins erstarrte Getriebe. Ein Kaffee wäre jetzt nicht schlecht. Als wir oben aussteigen und die Herrlichkeit der Berge einen ersten Schimmer in der nahenden Dämmerung Preis gibt, ist jeder Gedanke daran verflogen. Nun wollen wir mehr. Wollen Sehnsucht spüren und der Natur in Augenhöhe begegnen.
Die Welterbespirale ist ein genialer „Hochstand“ für die Selfiegeneration. Egal in welche Richtung man schaut, es ist spektakulär. Im Osten zeigt sich ein erster Sonnenaufgangs-Glimmer, der dem im Westen liegenden Dachsteingletscher einen besonderen Glanz verleiht. Orange is the new black, alles ist zum Greifen nah. Und bewegend schön. Die Unendlichkeit faszinierender Weiten im stolzen Bergmassiv, so unbedeutend und klein ist der Mensch. Ein kurzer Gast der schon Jahrmillionen dauernden Erdgeschichte. Bevor ich ins Nachdenken gerate merke ich, wie ein Schaf fordernd an meiner Windjacke zieht. Und schon versucht ein zweites Salz zu erhaschen. Die Herde lebt den ganzen Sommer hier. Und grüßt täglich Sonnenaufgang und Murmeltier. Als die Schafe enttäuscht weiterziehen tut es mir richtig leid, inzwischen hat der plötzlich so helle Morgen die Realität zurückgebracht. Das merken wir auch beim anschließende Frühstück in der Lodge am Krippenstein, davon sollte man nicht zu viel erwarten. Und deshalb besser zur Gjaidalm ziehen. Allein die Kaffeemaschine dort ist eine Reise wert!
- Tipp: Die Sonnenaufgangsfahrten finden immer von August bis Oktober an diversen Terminen statt. Mehr dazu beim Tourismusverband.