Slatin Pascha hieß eigentlich Rudolf Slatin. Auswandern und Konvertieren lagen ihm gewissermaßen im Blut. Seine jüdischen Eltern – Seidenhändler – kamen von Böhmen nach Wien St. Veit und ließen sich katholisch taufen.
Der Vater starb früh. Eine Initialzündung für Rudolf, der auszog, die Welt zu erobern. 17-jährig brach er – auch um die Familie unterstützen zu können – die Handelsakademie ab und reiste nach Ägypten, um eine Stelle als Buchhandlungsgehilfe in Kairo anzutreten.
Der Auftakt für ein schillerndes Leben voll unglaublicher Abenteuer, das ihn zum außergewöhnlichen Weltbürger von Format reifen ließ.
24-jährig war er bereits Gouverneur der Brennpunkt-Provinz Darfur, viele Jahre Gefangener des Mahdi, schließlich britischer Baron und gern gesehener Gast im Salzkammergut, brachte er doch – vor allem aufgrund seiner tiefen Verbundenheit zur englischen Hocharistokratie – viele prominente Gäste in jenes Haus, das er 1897 für seine unverheirateten Zwillingsschwestern erworben hatte: die Spitzvilla in Traunkirchen. Dort tafelte König Edvard VII genauso, wie Winston Churchill und natürlich der Kaiser Franz Josef, aus Ischl hatte er ja nicht weit. Wer heute vor der angesehenen Eventlocation steht muss nur den Kopf heben: im Wappen an der Hausfassade finden sich nicht wie andernorts üblich Fische oder Gämsen sondern eine Palme, ein Affe mit Schwert und eine Waage.
Sir Rudolf Carl Freiherr von Slatins Lebenslauf, der selbst Karl May zu einer Geschichte inspiriert haben soll, ist auf Bilderreisen ganz hervorragend zusammengefasst. Im Laufe seines unglaublichen Lebens konvertierte er zum Islam, mehr aus Notwendigkeit als aus Überzeugung. Sein Statement dazu hat bis heute nichts an allgemeiner Gültigkeit und Aktualität eingebüßt.
Ich habe zu meinem Erstaunen gehört, dass viele von euch mich als einen Fremden und einen Ungläubigen betrachten! Auch ihr gehört nicht alle demselben Stamm an, und wenn auch mein Geburtsland weit von hier liegt, bin ich kein Fremder mehr im Land, sondern längst der Ewige geworden. Ich bin nicht ungläubig, sondern gerade so gläubig wie ihr seid!
Foto copyright Slatin Pascha: Wenzl Weis [Public domain], via Wikimedia Commons