Vor wenigen Tagen stand ich zum ersten Mal vor dem Tor der HLW Wolfgangsee in Ried bei St. Wolfgang. Sofort schickte ich ein Bild der beeindruckenden Szenerie durch das Familien Whatsapp mit dem Begleittext „Das ist die Knödlak von Ried am Wolfgangsee. Ich war in der falschen Schule!“. Was wäre aus mir geworden, dachte ich, hätten mich meine Eltern nicht in Ried im Innkreis, sondern am Wolfgangsee angemeldet, war schlussendlich aber beruhigt: die Liebe zum und das Leben am See hat mich eben etwas später ereilt, war aber vermutlich vorbestimmt.
Der Grund des Besuches lag aber nicht hinter, sondern vor dem Tor. Der Literatenpark, ein kleiner, aber feiner Gedenkgarten mit Auditorium, erinnert an die Literaten, die von der Gegend des Salzkammergutes rund um den Wolfgangsee beseelt waren: Leo Perutz, Alexander Lernet-Holenia, Marie von Ebner-Eschenbach und Hilde Spiel, die in ihrem Haus einen Literatursalon führte, in dem bekannte Schriftsteller wie Heimito von Doderer oder Thomas Bernhard ein und aus gingen. Perutz verbrachte viele Sommer im Grand Hotel in St. Wolfgang, bis der aufkeimende Nationalsozialismus dem jüdischen Schriftsteller ein Dasein unmöglich machte. Fünf Jahre nach Kriegsende kehrt er trotzdem wieder zurück. Auf einer Postkarte schrieb er: „12 Jahre haben wir uns danach gesehnt – es ist schön wie je! St. Wolfgang der schönste Flecken Europas!“. Im Sommer 1957 verschlechtert sich sein Zustand rapide, Perutz starb im Krankenhaus in Bad Ischl und wurde am Ischler Friedhof beigesetzt, wo übrigens auch Hilde Spiel ihre letzte Ruhestätte gefunden hat.
Der Weg zum Literatenpark lohnt auch deshalb, weil er – vor oder nach dem emsigen Treiben von St. Wolfgang – ein paar herrliche Minuten der Entschleunigung in einem absolut pittoresken Umfeld bietet.
Tipp: Leo Perutz im Salzkammergut zur Erinnerung sehr schön porträtiert!