Gestern bin ich Weihnachten begegnet. Nicht in Oberndorf, sondern am Ahberg, hinter Thalham bei St. Georgen im Attergau, das Ortsfremde vor allem wegen des „Bundesasylamtes Erstaufnahmestelle West“ kennen. Etwas danach und von weitem sichtbar strahlt ein kleines Kirchlein vom Hügel in die fließende Landschaft hinein, das magisch in den Bann zieht.
Einige Male bin ich mit dem Mountainbike schon vorbeigefahren, diesmal war es das eigentliche Ziel. Warum sich das heute ergeben hat, wusste ich erst, als ich dort war. Weil es keinen besseren Tag gegeben hätte im Jahr als kurz vor Weihnachten, wo sich die Spirale aus hell, Punsch und laut immer schneller dreht und die Sehnsucht nach Ruhe und Einkehr immer größer wird.
Dort droben am Ahberg ist man der Zeit entrückt und in Sekundenschnelle eins mit sich selbst und der Welt. In die Kirche führen die Stufen nicht hinauf, sondern hinab. Jeder Schritt macht neugierig auf das, was um die Ecke kommen wird. Und demütig. Und obwohl es kalt ist, fühlt man sich sofort geborgen in der Schlichtheit, die auf das Wesentliche reduziert und doch alles bietet.
Vermutlich ist der Platz der Johannes-Kirche geomantisch außergewöhnlich. Bei der letzen Renovierung durch die Familie Mayr-Melnhof 1996, auf deren Grund sie steht, wurden archäologische Spuren, die bis 2.000 v. Christus zurückreichen gefunden. Jener Zeit, als die Pfahlbauern hier munter durch die Gegend streiften.
Gräfin Kottulinsky ist es zu verdanken, dass sie 1911 wieder aufgebaut worden ist. Wie das im Zuge der Säkularisierung durchaus üblich war wurde sie 1827 abgebrochen. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem 11. Jahrhundert. Man kann davon ausgehen, dass das Kirchlein am Ahberg einst das geistliche Zentrum des Attergaus war. Damit hat Weihnachten gestern schon ein bisschen stattgefunden.