Meine eigene Strudelkarriere begann vor ein paar Jahrzehnten im schulpflichtigen Alter am Traunsee. Meine Tante fürte ein strenges Regime in der Küche des Gmundner Strandbades, in der Früh wurden zahllose Strudelteige gemacht, gezogen und unterschiedlich gefüllt. Es gab saure und süße Varianten. Wenn der Teig fertig gezogen war, kam sie mit der Zeitung um diese durch den Teig zu lesen. Erst dann war der Akt der Befüllung freigegeben.
Der Name der Meisterköchin Ingrid Pernkopf war mir damals unbekannt, dabei stand sie auf der anderen Seeseite vermutlich zur selben Zeit in der Küche. Ob zeitgleich auch ein Strudel fabriziert worden ist, ist nicht überliefert. Ihre Delikatessen kann man aber jetzt in dem neu im Pichler-Verlag erschienenen Kochbuch „Strudelei“ kennen und lieben lernen.
Die Kochbuchautorin Renate Wagner-Wittula hat aus dem Rezeptfundus der ehemaligen Gasthaus „Grünberg“-Wirtin die besten Rezepte extrahiert und ein paar weitere Strudelkreationen anderer, bekannter Köche dazugefügt. Von den Klassikern (etwa Mohnstrudel, Topfen-, Gemüse oder Krautstrudel) bis zu (mir) völlig Unbekanntem, wie der Bananenstrudel, Pizzastrudel (aus Pizzateig) oder dem Hochzeitsstrudel.
Besonders wertvoll machen das Buch zwei weitere und geradezu unverzichtbare Kapitel. Geniale Rezepte findet man in „Die besten Ideen für die Verwertung von Strudelresten.“ Im ausführlichen Teil der „Grundrezepte und Basiswissen“ erfahren auch „alte Hasen“ wie ich noch Wertvolles.
Das Buch basiert auf der Ausgabe des „Strudelbuches“ von 2012, wurde aber völlig neu überarbeitet und den gegenwärtigen Geschmacksvorlieben angepasst. Selbst wenn man den Teig nicht selber machen will, ist es für Strudelliebhaber unverzichtbar.
Buchtipp: Ingrid Pernkopf/Renate Wagner-Wittula: Strudelei – Unsere besten Rezepte, 224 Seiten, € 28,00