Wenn man mit dem Schiff über den Wolfgangsee fährt, fällt gleich neben dem Falkenstein (Richtung St. Wolfgang) eine einsame Villa ins Auge, die hoch auf einem Felsen thront und einen magischen Blick über den See bietet: die Villa Frauenstein. Sie gehört seit 1910 zum Ferienhort in Ried, der zweifelsohne die schönste Jugendcamp-Lage im gesamten Salzkammergut innehat, vermutlich auch noch weit darüber hinaus.
Dass dieser Landstrich so unumwunden schön geblieben ist, liegt an der exponierten Lage am Ende der Sackgasse von St. Wolfgang kommend und dass einige wichtige Bauvorhaben der Region nicht verwirklicht worden sind. Weder die geplante Brücke über den See (1893) noch der Durchbruch der Falkensteinwand samt entsprechender Straße (1901) zur Erschließung des Seeufers konnten in die Realität umgesetzt werden.
Das Linzer Volksblatt schrieb in seiner Ausgabe vom 1. November 1901 „Aus der Gemeindestube vom 27. October“: „… Referent schließt seine trefflichen Ausführungen mit dem Wunsche, es möge diese Straße, deren Anlage für die Zukunft St. Wolfgangs von größter Bedeutung, ja für den Markt eine Lebensfrage ist, zustande kommen.“ Der Pilgerort hat die Situation jedenfalls trefflich überlebt.
Katharina Schratt, die Geliebte des Kaisers, hatte die Villa in den Sommermonaten 1886 bis 1888 gemietet, dürfte aber nicht ausschließlich dort gewesen sein, wie einige Einträge in den Ischler Badelisten zeigen. 1887 sind dort Nächtigungen in der Villa Felicitas, die später von ihr gänzlich angemietet worden ist, und im Hotel Elisabeth in Ischl eingetragen. In Ischl konnte der Kaiser zu Fuß zu ihr gehen.
Seine Majestät war überall mit dabei und reiste ein bis zweimal wöchentlich an den Wolfgangsee, um die Hofschauspielerin zu besuchen. Er war nicht der Einzige, der hier ein und ausging: Graf Hans Wilczek blieb zuweilen auch über Nacht. Auch Kaiserin Sisi war mit ihrer Tochter Valerie inkognito ohne Hofdamen zu Besuch und so angetan, dass sie den Erwerb des Anwesens für ihre Tochter in Erwägung zog.
Lukullisch in Fürberg
Wer den Blick auf die Villa und den schönen Ferienhort mit einem außergewöhnlich guten Restaurantbesuch verbinden will, lässt sich im Gasthof Fürberg verwöhnen. Das geht leicht über die vorgelagerte Anlegestelle oder zu Fuß am Pilgerweg über den Falkenstein. Ich hab mir das letzte Essen mit dem Fußmarsch ab dem Pilgerparkplatz in Ried verdient und die Rückreise spontan per Schiff angetreten. Dem herrlichen lukullischen Genuss war der steile Rückweg gedanklich nicht mehr zuträglich. Einmal muss man ihn aber gegangen sein, um in der Einsiedelei des Hlg. Wolfgangs die Wunschglocke geläutet zu haben.
Wer mehr Einblicke über die Geschichte der Villa Frauenstein erhalten möchte findet dies in dem Buch „Die Vorbesitzer der Villa Frauenstein am Abersee“ von Leopold Stadler und Martin Szojak, das im Eigenverlag 2020 erschienen ist.
