Es ist ja kein Geheimnis, dass der Buchhändler meines Vertrauens Erich Weidinger auch Bücher schreibt. Auf Sagen hat er sich spezialisiert und reist bei der Recherche von Bundesland zu Bundesland. Dazwischen liest er in Schulen, begleitet mit seinem Büchertisch das Krimi-Literatur-Festival oder die Gartenlandtour von Karl Ploberger oder gibt Krimianthologien heraus. Manchmal ist er auch in seiner Buchhandlung anzutreffen. Momentan schreiben wir sogar gemeinsam an einem Buch.
Nun ist im Gmeiner Verlag gerade sein neuestes Werk „Grüße Gustav“ erschienen. Eine semidokumentarische Annäherung an Gustav Klimt. Im Vordergrund stehen dessen privaten Geschichten, in einer Mischung aus Fakten und Fiktion erzählt. Es sind lose aneinandergereihte Szenen, garniert mit vielen Originalzitaten und Briefausschnitten, reich illustriert mit Fotos, Gemälden und Klimts beliebten Postkarten. Eine Lebensreise, die Weidinger selbst, je tiefer er in Klimts Chronologie vogedrungen ist, sehr berührt hat.
„Grüße Gustav“ ist die perfekte Ergänzung der im Frühjahr unter viel Beachtung erschienenen großartigen Biografie von Alfred Weidinger, Klimtexperte von internationalem Ruf. Der ehemalige Vize-Chef des Wiener Belvederes und der Albertina ist, wie sein Bruder Erich, vom „Klimtvirus“ schon aufgrund der örtlichen Nähe infiziert.
Schon als Kind konnten die Brüder auf seinen Spuren wandeln, ist ihr Elternhaus doch nur wenige Gehminuten von Klimts Sommerfrische-Domizilen in Seewalchen am Attersee entfernt. Fast möchte man ein paar Klimtornamente in ihren genetischen Codes vermuten.
Klimts Motive sind auf Regenschirmen in Asien genauso zu finden, wie auf Socken in der Salzburger Altstadt. Beruhigend, dass es Menschen gibt, die sich Leben und Werkgeschichte intensiv und abseits des kommerziellen Mainstreams von Kuss & Co nähern. Die umfassende Dokumentation eines der berühmtesten Künstler der Welt ist auch, wenn nicht vor allem, ihnen zu verdanken.
Das Foto von Erich (links) und Alfred Weidinger entstand im Juli 2018 bei der Buchpräsentation der Klimt-Biografie in der Bandlkramerey in Seewalchen.
Buchtipps:
- Erich Weidinger: Grüße Gustav. Gmeiner Verlag, 128 Seiten, € 14,00
- Mona Horncastle, Alfred Weidinger: Gustav Klimt. Die Biografie. Brandstätter Verlag, 320 Seiten, € 29,90