Daniel Kehlmann gehört zweifelsohne zu meinen Lieblingsautoren. Sein „Tyll“ begleitete mich drei Tage bei den unvergleichlichen Wasserfällen von Iguazu. Auf der brasilianischen Seite ist der Weg kurz, der Nässegrad hält sich in Grenzen. So blieben drei wunderbare Hörstunden bis zur vereinbarten Rückfahrt nach Argentinien in einer schattigen Hazienda, bei einem kühlen Drink mit Blick auf eines der 7 Weltwunder und Kopfhörer im Ohr. Das Abenteuer alleine in Iguazu ist für mich untrennbar mit Kehlmann verbunden.
Und so war es selbstverständlich, dass mein Wochenendauftakt in der Matinee der Gmundner Festwochen begann. Renata Schmitdkuntz von Ö1 führte mit Kehlmann ein wohltemperiertes Gespräch mit Tiefgang, ich hätte noch stundenlang zuhören können. Meine Mutter, angesichts der jugendlichen Ausstrahlung von Kehlmann anfangs noch etwas skeptisch (sie ist überzeugte Christoph Ransmayr-Anhängerin), war restlos begeistert und erklärte beim anschließenden Familienessen, dass jedes Wort wichtig gewesen wäre. Danach waren für mich an diesem Wochenende keine kulturellen Höhepunkte mehr zu erwarten.
Doch weit gefehlt! Völlig ungeplant und von der Hitze etwas niedergestreckt, schaltete ich abends beinahe zufällig auf arte concerts und zwar just zu der Zeit, als die Elektra-Premiere der Salzburger Festspiele begann. Der Sog, der sich hier bereits in den ersten Minuten entfaltete, ließ sich nicht mehr stoppen. Statt den lauen Sommerabend – wie gedacht – in einem Ischler Gastgarten zu verbringen, hing ich gebannt vor dem Bildschirm und sah, hörte und staunte so sehr, dass ich am nächsten Nachmittag noch einmal damit beginnen musste …
Meine Lust auf die abendliche Premiere des Internationalen Sommer Varietés in Bad Ischl war danach, um ehrlich zu sein, einigermaßen am Low-Level angekommen. Dabei erwartete mich dort ein unglaubliches Programm, durch das Veranstalter Dirk Denzer so humorvoll wie jonglierend führte.
Schon mit dem Auftakt des Zebra Stelzentheaters zu Beginn war klar: dieser Abend wird ein ganz besonderer sein. Egal ob mit dem Musik Comedy Duo Alpensperrmüll, der Stahlwürfelperformance Alekos, dem Seifenblasenkünstler Bellowski, der Jongleurslegende Kris Kremo samt seinem Sohn und einer erklecklichen Anzahl roter Hüte oder dem Top-Act der Pellegrini Brothers zum Schluss, die für ihre unglaubliche Körperakrobatik beim Zirkusfestival in Monte Carlo die Goldmedaille gewonnen hatten: magische zwei Stunden durfte ich lachen, gespannt den Atem anhalten, mitfiebern und bei den Sandmalereien von Frauke Mengers Weltreise, die in Ischl endete, sogar ein bisschen weinen. Spektakulär, faszinierend, hinreißend!