Dieses Buch ist Ehrfurcht einflößend. Es ist gewichtig und zentral, ein Mittelpunkt im Raum. Fast baut man eine persönlich-intime Beziehung dazu auf. Und beobachtet andere, die zu Besuch kommen und es nicht lassen können. Ein Buch, das gestreichelt werden will, weil seine Haptik schon allein verspricht, was der Titel beinhaltet: zeitlos zu sein. Zeitlos anzukommen. Das hat etwas von Entschleunigung, von Authentizität, von jener Echtheit, von der die Philosophin Barbara Bleisch als Eröffnungsrednerin letzte Woche bei den Gmundern Festspielen ihre bestechende Kulturtheorie ausbreitete. Der besondere Zauber des Originals liege vor allem darin, dass jemand mit Liebe und Leidenschaft daran zu Werk gegangen ist. Das merkt man bei diesem Buch sogleich.
Der steirische Fotograf Armin Walcher hat versucht, die Entrücktheit des Ausseerlandes einzufangen. In 30 Porträts und Geschichten, die zeigen, dass das Echte immer Bestand haben wird, solange es authentisch bleibt. Egal welche Mode sich gerade mit welchem Zeitgeist duelliert, solange unverfälschte Menschen ihr Handwerk verstehen und mit Passion betreiben, gibt es einen Platz dafür. Und eine Sehnsucht, daran teilhaben zu dürfen. Dieses außergewöhnliche, mit unglaublich viel Liebe zum Detail im Benevento-Verlag erschienene Buch, ist eine Essenz des Konglomerats, das im Wort „Ausseerland“ verdichtet ist. Denn die Ausseer sind an sich völlig unterschiedlich. Ob Altausseer, Grundlseer oder Bad Ausseer ist nicht einerlei. Gemeinsam ist ihnen aber ein gerüttelt Maß an Geradlinigkeit, an Unverfälschtheit und eine hohe Dichte an starken Charakteren. Einige davon haben es international zu Weltruf gebracht.
Ich habe dieses Buch viele Male zur Hand genommen. Jedes Wort darin gelesen. Meine Finger langsam über jede Doppelseite streichen lassen und bin so Stück für Stück in die Lebensgeschichten der Porträtierten vorgedrungen. Manch Bekanntes hat sich mir dabei völlig neu erschlossen. Der Verdacht liegt – nach genauer Lektüre – nahe, dass Bad Aussee nicht der geografische Mittelpunkt Österreichs, sondern das Ausseerland der Nabel der Welt ist. Zeitlos in Bewegung. Danke an alle, die dieses Projekt möglich gemacht haben.
Tipp: Den Geschichten kann man sich auch multimedial annähern: in Form von Videos auf der ZeitlosinBewegung-Page oder einer eigenen App. Das alles ersetzt aber nicht den Eindruck, den das Buch vermittelt.Armin Walcher: Zeitlos-los in Bewegung. Im Ausseerland. Benevento-Verlag. 508 Seiten, € 199,00